Ein Balg [nur Text]

Ein Balg

 

Die alte Frau hat ein hartes Gesicht,
doch kluge, sanfte Augen,
die wenig mehr beim Pfenniglicht
und nicht zum Weinen taugen.

Sie war ein Balg... als Findelkind
verlassner als die Armen,
bat weder Herren noch Gesind'
um Futter und Erbarmen.

 

Sie griff fest zu und schaffte stramm
wie ehrbar-ernste Leute;
daß nie sie Unverdientes nahm,
erfreut das Weib noch heute.

Sie zeigt auch jetzt mit Bauernstolz
erdarbte Talerscheine:
"Die sind mein unverbranntes Holz,
meine ungetrunkenen Weine...

 

Die sind mein ungegeßnes Brot,
auf jedem steht geschrieben:
Ein Alter ohne Schand' und Not...
und was mir Gott schuldig geblieben."

 

 

 

 

österreichisches Volkslied, 19. Jahrhundert, Text von Ada Christen (Christina von Breden)